Hartz-IV Sanktionen: Viele Betroffene in Gladbeck

Olaf Jung
PM Soziales

Sozialleistungen sind keine Almosen, die man den Betroffenen wie ungezogenen Kindern das Taschengeld kürzen darf. Hier geht es um soziale Rechte in unserer Gesellschaft. Diese Rechte werden durch die Sanktionen verletzt, um die Menschen in miese und schlecht bezahlte Arbeit zu zwingen. In Gladbeck haben die Sanktionen die Würde von Hunderten verletzt. In den Jahren 2016 und 2017 wurden etwa tausend Sanktionen verhängt, davon 78 Prozent nur wegen so genannten Meldeversäumnissen.

Wie eine Anfrage der LINKEN im letzten Jahr ergab sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern oder Jugendlichen, Alleinerziehende und Personen unter 25 Jahren in Gladbeck besonders betroffen. Über die genaue Anzahl der Kinder die in sanktionierten Bedarfsgemeinschaften leben müssen, kann die Stadt keine Auskunft geben. Ebenso können keine Aussagen über Mietschulden und Wohnungslosigkeit, die durch Sanktionen verursacht wurde gemacht werden.

Derselbe Staat, der milliardenschweren Steuerdiebstahl der extrem Reichen wie ein Kavaliersdelikt behandelt, kürzt den Ärmsten schon für Lappalien wie Meldeversäumnisse den Lebensunterhalt. Die Sanktionen sind ersatzlos zu streichen. Wir brauchen einen Sozialstaat, der soziale Sicherheit bietet und den Lebensstandard bei Erwerbslosigkeit schützt.

Das ‚Fordern und Fördern‘-Sanktionsregime von Hartz IV diszipliniert alle Beschäftigten, verschärft Abstiegsängste und untergräbt Solidarität. Es ist offensichtlich: Gefördert wurden in den letzten 13 Jahren nicht die Beschäftigten oder ihr Erwerbspotenzial, sondern prekäre Arbeitsverhältnisse. Inzwischen hat fast jeder vierte abhängig Beschäftigte ein prekäres Arbeitsverhältnis – ist in einem Mini- oder Midijob, in Leiharbeit, unfreiwilliger Teilzeit oder Befristung gefangen. Das ist der Erfolg des Hartz-IV-Sanktionsregimes. Es ist daher längst überfällig, dass die Sanktionen bei Hartz IV auf den verfassungsrechtlichen Prüfstand gestellt werden. Die Sanktionen bedrohen jene existenziell, die schon ins Hartz-IV-System abgerutscht sind. Das ist nicht länger hinnehmbar. Grundrechte kürzt man nicht.

DIE LINKE setzt sich für die Einschränkung und langfristige Abschaffung von prekären Beschäftigungsverhältnissen ein. Wir fordern einen Mindestlohn von mindestens zwölf Euro und setzen uns für eine Stärkung der Sozialversicherungssysteme mit einer sanktionsfreien Mindestsicherung als wirksames unterstes Sicherungsnetz ein.


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